Von Julia Glass, Social Reporterin für Chancengerechtigkeit.
Die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit
Als Social Reporter*innen sollte uns bewusst sein, dass wir eine Öffentlichkeit herstellen und Teilöffentlichkeiten miteinander verknüpfen. Neben der Tatsache, dass wir durch unsere Recherche Informationen beschaffen (und damit eine gewisse ‚Zuliefererrolle‘ einnehmen), gestalten und prägen wir vielmehr die Diskurse mit, die geführt werden. Dadurch entsteht nicht nur eine Verantwortung, deren wir uns bewusst sein sollten, sondern vor allem eine große Chance, die ich als Kern für das Ressort Chancengleichheit und Interkulturellen Dialog ansehe: Die Sichtbarmachung. Als Diskursvermittler müssen wir nicht nur den Diskurs wiedergeben, sondern können ihn auch verschieben – und damit Einfluss darauf nehmen, wer wo und in welcher Weise Beiträge in den öffentlichen Diskurs einspeisen kann. Besonders im Ressort Chancengerechtigkeit sollten wir also versuchen, einen offenen Blick zu haben und über unsere eigene ‚Filterblase‘ hinauszuschauen, wenn wir nach Informationen und Artikeln für den Newsletter recherchieren.
Das Ressort
Eine chancengerechte Gesellschaft bedeutet, eine Gesellschaft zu sein mit gleichen Chancen der politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Teilhabe, die unabhängig ist von den Kategorien der Herkunft, Geschlecht oder Religion. Alle Menschen sind zwar gleich im Sinne der Menschlichkeit, aber auch unterschiedlich und individuell in ihren Fähigkeiten, Voraussetzungen und Startpositionen. Das Problem: Es gibt Normen und Mechanismen, die sie ausschließen und einschließen – und über soziale Anerkennung, Freiheitsrechte und Zugang zu Chancen und Positionen entscheiden.
Das folgende Zitat von Carolin Emcke beschreibt dabei treffend die Macht des Diskurses:
Es lohnt sich, diese Mechanismen der Inklusion oder Exklusion in der Gegenwart anzuschauen: Mit welchen Geschichten, welchen Losungsworten Menschen sortiert und bewertet werden. Wer dazugehören darf und wer nicht, wer eingeschlossen und wer ausgeschlossen, wem Macht zugedacht und wem Ohnmacht zugeordnet wird, wem Menschenrechte zuerkannt oder abgesprochen werden, das gehört vorbereitet und begründet in Dispositiven aus Gesagtem und Ungesagtem, in Gesten und Gesetzen, administrativen Vorgaben oder ästhetischen Setzungen, in Filmen und Bildern. Durch sie werden bestimmte Personen als akzeptabel, zugehörig, wertvoll und andere als minderwertig, fremd und freundlich beurteilt.
(Emcke, Carolin: Gegen den Hass. Frankfurt am Main 2016, S. 116)
Dabei ist es insbesondere als Social Reporterin im Ressort Chancengerechtigkeit die Aufgabe, eben diese Mechanismen der Inklusion und Exklusion genau zu betrachten. Besonders in der Öffentlichkeitsarbeit der World Citizen School im Ressort Chancengerechtigkeit sollte es darum gehen, die medial hergestellte Öffentlichkeit für alle zu öffnen, alle Menschen sichtbar zu machen und eben medial zu repräsentieren. Denn die Vielfalt, die sich auch im Ressort ‚Interkultureller Dialog‘ äußert, lässt sich weniger leugnen, wenn sie auch der Öffentlichkeit sichtbar wird.
Neben der medialen Sichtbarmachung durch unsere Plattformen geht es natürlich auch darum, auf eben diese Mechanismen aufmerksam zu machen. Wer kann sich an der demokratischen Öffentlichkeit beteiligen – und wer nicht? Welche Zugangsregeln bzw. Kriterien einer gleichberechtigten sozialen Teilhabe stecken dahinter? Und ganz im Sinne des GoodNews-Ansatzes des Newsletters: Was wird bereits getan, um die Gesellschaft für alle zu öffnen, damit alle gleichberechtigt an dieser teilnehmen?