Community Learning Session – Kulturentwicklung

Die Community Learning Sessions der World Citizen School am Weltethos-Institut sind 2-stündige Workshops mit Impulsen und Diskussion.  Nach dem Motto “Lern doch, was Du willst!” erwerben die Teilnehmenden praktisches Organisations- und Managementwissen zu (Online-)Kommunikation, Organisation moderner Arbeitsteams, Moderation, Coaching-Methodik, selbstbestimmtem Lernen und vielem mehr.In den zweiwöchentlich stattfindenden Veranstaltungen geben engagierte Studierende der World Citizen School ihre Erfahrungen weiter. Die Social Coaches der World Citizen School begleiten die Workshops. 

“Ein gutes Miteinander” – Kulturentwicklung im Team

Workshop in der Community Session der World Citizen School 

von Fabian Goerke 

 

Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit zu erleichtern, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem endlosen weiten Meer.  – Antoine de Saint-Exupéry 

Teams, Gruppen, Initiativen haben eine eigene Kultur. Die gemeinsame Kultur und unser individuelles Sein und Wirken in der Gruppe beeinflussen sich stark gegenseitig. In der Folge ist die spezifische Kultur bestimmend für Leistung und Zufriedenheit.  

 

Unter der spezifischen Kultur einer Gruppe verstehen wir im weiteren Sinne alles, was das gemeinsame Handeln und die Interaktionen in der Gruppe prägen. Das sind beispielsweise 

 

 

  • gemeinsame Verhaltensmuster, Gewohnheiten und Rituale 
  • bspw. Begrüßungen und Verabschiedungen 
  • Normen und gem. Überzeugungen 
  • gemeinsame Ziele, Werte, Haltungen und Vision 
  • Erwartungen der Gruppenmitglieder 
  • Umgang miteinander, Kommunikationskultur und Konfliktkultur 
  • Wertschätzungskultur 
  • Fehlerkultur 
  • Achtsamkeit 
  • Spaß und Energie 
  • Vertrauen in die Gruppe 
  • Identifikation, Konformitätsdruck 
  • Committment, Verantwortung 
  • Motivation 
  • (Unausgesprochene) Regeln, Prozesse, Rollen, Machtverhältnisse, Verantwortlichkeiten 
  • Klarheit und Transparenz 
  • Systemische Ordnungen: Vorrang von Leitungsrollen, Dienstälteren, wichtigen Leistungsträgern 
  • Story-telling, gemeinsame Narrative 

 

Die spezifische Kultur eines Systems wirkt sich stark auf die einzelne Person und ihre Interaktionen in der Gruppe aus. Gleichzeitig wird die Kultur des Systems in jedem Moment neu erschaffen und Reproduziert durch die Aktionen und Interaktionen der einzelnen Person. 

 

Wie können wir eine gute Kultur in unserer Gruppe gestalten? 

 

Wenn wir Kultur nicht bewusst gestalten, gestalten wir sie unbewusst. 

Im Großen und Ganzen gibt es drei Ansatzpunkte der bewussten Gestaltung. 

 

Bewusst machen – gemeinsame Intentionen – Einüben 

 

Das Bewusstmachen des Ist-Zustandes der gelebten Kultur: Wenn wir sehen, was wir tun und was es für Auswirkungen hat, wird es unser Verhalten wahrscheinlich beeinflussen. 

Auch das Bewusstmachen von allgemeinen, nicht Gruppen-spezifischen Mechanismen wie Gruppendynamiken und systemischen Ordnungen kann helfen konstruktiv mit Spannungen umzugehen. 

 

Bereits stärker intervenierend ist das Setzen einer gemeinsamen Intention und das Formulieren von gemeinsamen Regeln. 

Es stärkt das Vertrauen in die Gruppe, gibt Sicherheit und Orientierung. 

Beispiele: 

– Gemeinsame Leitlinien für den Umgang miteinander in Sitzungen (aka. Gemeinsamer Rahmen, code of conduct) 

– Gemeinsame Werte 

– gemeinsame Vision, Mission und Ziele 

– Entscheidungsprozesse und formaler Ablauf von Sitzungen 

– Verantwortlichkeiten und Prozesse außerhalb von Sitzungen 

– Rituale 

 

Das Ein- und ausüben dessen, was wir uns wünschen. 

Manches wirkt stärker, wenn wir es uns nicht nur vornehmen, sondern auch gemeinsam einüben. 

Beispiele: 

Konfliktkultur und Kommunikation, Feedback oder Gewaltfreier Kommunikation. 

– Wertschätzungskultur 

– Feierkultur 

– Fehlerkultur 

– Zuhören 

– Raum für zwischenmenschliches, in Kontakt gehen mit dem was uns bewegt 

– Stimmung lenken: Stille, Spaß, Energielevel: Spiele, Energizer, gemeinsame Stille/Schweigen 

 

Was sind die Herausforderungen auf die wir bei der Kulturentwicklung stoßen? 

 

Bewusste Team- und Kulturentwicklung kann nur stattfinden, wenn die Gruppe und falls vorhanden die Leitung die Relevanz für sich sieht und die Bereitschaft da ist, der eigenen Kultur Aufmerksamkeit zu schenken. Kulturentwicklung macht niemand von außen. 

Der Prozess gehört der Gruppe. 

Ein Prozessbegleiter kann den Raum halten und Unterstützung anbieten. 

Für den Prozess ist es wichtig, einen Raum zu schaffen, in dem die Mitglieder der Gruppe offen und unbewertet darüber sprechen können, was Ihnen wichtig ist. 

Unterschiedliche Perspektiven müssen nebeneinander stehen können und im besten Fall in ein gemeinsames integriert werden. 

 

Im Workshop im Community Meeting der World Citizen School haben wir einige kleine Methoden kurz ausprobiert. Insbesondere die Sammlung von Prinzipien für einen „gemeinsamen Rahmen“ (aka. Code of Conduct) für das Meeting stieß auf breite Zustimmung. 

 

Für das Social Coaching Team hat Teamentwicklung meines Erachtens als mit Kulturentwicklung überschneidendes Thema eine aktuelle Relevanz , da sich zum beginnenden Semester ein weitgehend neues Team zusammen gefunden hat. 

 

Als ein nächster Schritt bietet sich m.E. für uns an einen „gemeinsamen Rahmen“ fertigzustellen, wie wir ihn in der Community Session angefangen haben. 

Darüber hinaus wäre meines Erachtens für uns ein sinnvoller Schritt, im Team eine Runde zu machen mit der Frage, was das Team für die weitere Entwicklung braucht. 

 

Drei Keylearnings: 

#1 Wenn wir Kultur nicht bewusst gestalten, gestalten wir sie unbewusst. 

#2 Ah, so fühlt sich das an, wenn ich sehe, was für schöne Prinzipien mit und den anderen in der Gruppe für unsere Treffen wichtig sind. 

#3 Kultur wirkt sich stark auf einzelne Interaktionen aus und wird durch einzelne Aktionen ständig neu erschaffen, reproduziert.